Hans Hekler
Lauterbach

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Wörterbuch für Zugereiste
7. Aufl. 2005
von Hans Hekler



Wo man schwätzt, da lass Dich nieder,
Doch dann passiert es immer wieder,
Die reden nicht, wie Du's gewohnt.
Drum rat ich Dir, dass es sich lohnt,
Tu einen Blick ins Allerneuste,
Ins Wörterbuch für Zugereiste.

Denn mit der Lauterbacher Sprache
Da ist es wirklich so 'ne Sache,
Wer nämlich nicht am Ort geboren,
Traut manchmal nicht den eignen Ohren.
Sowas muss gründlich man "schtudiere",
Denn anders "ka mer's it breschtiere."

"Männer" sind "Manne", "Frauen" "Wiiber",
Ein Wasserhahn das ist ein "Schieber".

Ein "Gockelhahn" das ist ein "Guller",
Ein "Schlotzer" ist ein süßer Schnuller.

Und jedes Kind lernt von der Mutter:
die Ball das Teller und der Butter.

Der "Kaschte" ist der Kleiderschrank,
Und wer "marode" ist, ist krank.

Der Metzger sagt:"'S isch a weng meh."
"Ach len'ses," sagt die Dorothee.
Wer nicht im Wörterbuch gelesen,
Der denkt, hier reden zwei Chinesen.

Im Sommer haben wir "Saison",
Und "Altane" heißt "Balkon".
Am Abend "glotzt mer in de Kaschte"
Und wer nichts isst, der "isch am Faschte".

"En Ranze" kriegt, wer zu viel futtert.
Ein "Mamekindle" wird bemuttert.

Unsre Hunde, die "den bolle",
Ein langes Brot, "des isch en Schtolle".
"Lupbeer" heißt die Preißelbeere,
Und wer was lernen will, "mueß lehre".

Türmt sich der Schnee am Straßenrand
"Schneeruder" wird sowas genannt.

"Äpfel" sagt man auch zum Kopf,
Ein "Gschorle" ist ein armer Tropf.

Es wußte schon der Freiherr Knigge:
Wer bei uns bremsen will, muss "migge".
"Metzgesupp'" isst man mit Kraut.
"En Johle" äußert sich sehr laut.

"Bruschttuech" heißt bei uns die Weste;
Man trägt sie meist beim großen Feste.

Wer sich auszieht "zieht sich ab",
Wer schwach wird, "goht am Däffer nab".
Die Hausfrau "zieht die Better aa",
Jedoch die Kleider "duet mer naa".

"Weg" heißt "weil" und "ab" heißt "wegen"
Da braucht man sich nicht aufzuregen.

"De Loge" grenzt ein Grundstück ab;
Und "e weng g'häb" ist etwas knapp.

"Hoabeergselz" ist süß und blau,
"Der Trullewatsch" folgt seiner Frau.

Ein großes Schnitzel ist "en Flerge",
"E Dewwele" das trennt zwei Berge.

Ist einer schwanger und gesund,
Sagt man bei uns "dass Jugend kunnt."
Und manche junge Schwangere
"Duet's jeesesmäßig plangere."

Wenn jemand stirbt, "no git's a Liich",
Und in der Wirtschaft trifft man sich.
'Ne braune Suppe gibt's aus "Kuttle",
Und wer nichts zahlt, "hockt in de Nuddle".

"Wiislos" werden alte Leute,
Manche Jungen sind's schon heute.

Zu der Seife sagt man "Soapf",
Das Weib nennt mancher nur "sei Gschloapf".

Wer Brötchen will, muss "Weckle" sagen;
Und "Breetle" gibt's an Weihnachtstagen.

Wer Mitleid hat, der hat "Beduris",
"Kurvoggel" heißt, wer hier zur Kur is'.

"Viel Menschen" sind "en Huufe Lit",
Wer's eilig hat, der "hot kue Zit."

"Kehlkrut" wächst im Garten fein,
Es soll was ganz Besondres sein.

Für "Hut" da sagt man bei uns "Deggl",
Und in der "Nees" sind manchmal "Beggl".

"Möglicherweise" heißt "virliicht",
"en Jenseitsgschtank"" ist, wenn was riecht.
"Fasnetskiechle" das sind Krapfen,
Und "Daamoggl" heißt der Tannenzapfen.

Wer einmal muss "goht uff de Clo",
Und "Fiddle" sagt man zum Popo.

"Gewaschen" heißt bei uns nur "gwäscht",
Wer müde ist, "der goht ins Nescht",
Am Ende von des Tages Jammer,
Und dieses "Nescht" ist in der "Kammer";
Der Karle schlüpft im "Unterliible"
Hinein zu seinem kleinen "Wiible".

"Röschele"macht man aus Leber,
Wer zuviel trinkt, "der kriegt en Päper".
"Krawall im Haus" das heißt "Komeede",
Ein "Sermon" ist 'ne lange Rede.

"Im Freien draußen" heißt "vorhus",
Und wo ich immer lachen muss:
Mag einer keinen Pfefferminz,
Dann sagt er:"Seller dunkt mi nints."

"En Bäpp" das ist bei uns der Kleister,
Und "Schultis" heißt der Bürgermeister.

Die Patentante ist das "Gottle",
Und "langsam tun" heißt "aanezottle".

Wer gar nichts taugt, der ist "en Seggl",
Und große Brocken das sind "Meggl".

"Däbber" das sind die Pantoffeln,
Und "Breagl" das sind Bratkartoffeln.

Wer sich nicht auskennt, der ist "letz",
Und liefert oft "e saudumms Gschwätz"

"Waddlwietig" heißt "nervös",
Und auch der ist kein Chines',
Der einen "Guller" essen tut,
Und find' das "Außenrum" nicht gut,
Und fragt sein Schätzle:"Wid Du d' Hut?"

So könnt man ewig "widderscht mache",
Mit "luter Luterbacher Sache".
Doch für heute sei's genug,
Lest nach in unserm Wörterbuch.


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